Einen braucht der Mensch zum Treten

Veröffentlicht von am Feb 16, 2012 in Film
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8 Comments

Im Film „Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte“ von Paddy Considine geht es um Joseph (gespielt von Peter Mullan), einen cholerischer Säufer, der keinen Konflikt scheut und alles sofort handgreiflich austrägt.

Tyrannosaur

Als Joseph nach einem neuerlichen Wutausbruch seinen Hund tot tritt und den Irrsinn der eigenen Wut nicht mehr erträgt, flüchtet er sich in den Laden von Hannah (gespielt von Olivia Coleman). Bei ihr findet er Verständnis, Warmherzigkeit und eine auf ihrem Glauben basierende unvoreingenommene Liebe zu den Menschen.

Zwischen den beiden entsteht langsam eine Freundschaft, aus Freundschaft wird Zuneigung. Je mehr Einblick Joseph in Hannahs Leben erhält, umso deutlicher muss er sehen, dass auch ihr Leben nur aus schlimmster Gewalt besteht, die sprachlos macht.

Der Film zeigt ein unvorstellbar intensives Drama und Lehrstück darüber, wie ein Wesen, das permanent getreten wird, irgendwann selbst anfängt nach anderen zu treten, wie aber die Liebe letztlich die Gewalt besiegen kann. Wundervoll!
IMDb 7.6/10, von mir 8.0/10

8 Kommentare

  1. Bodo
    16. Februar 2012

    Betrifft Deine moralische Läuterung eigentlich nur Tiere oder auch Urheberrechteinhaber? :-)

    • Andreas Heck
      16. Februar 2012

      Moralisch geläutert bin ich sicherlich nicht, ich habe für mich nur Konsequenzen aus einem Schamgefühl heraus getroffen (Tiere essen) bzw. versuche, inzwischen Verantwortung für meine Gesundheit zu übernehmen (Rauchen aufhören, Ernährungsumstellung, sportliche Betätigung).
      Das Schamgefühl ist bezüglich Urheberrechteinhabern tatsächlich ebenfalls da, schon länger ;-)

  2. Bodo
    17. Februar 2012

    Neue Fragen:

    1. Du hast doch Hundis. Ist es nicht paradox aus moralischen Gründen darauf zu verzichten Fleich zu essen aber zum eigenen Vergnügen Hunde zu haben und diese mit Fleisch zu füttern? Dann sterben doch trotzdem Tiere damit Du Dich wohl fühlst?

    2. Ist nicht ein vergangenes Leben wertvoller als gar kein Leben? Was ist mit den Lebewesen die nie leben, weil Du sie nicht essen willst? Vorausgesetzt natürlich das dieses Leben ein lebenswertes wäre und nicht ein in Massentierhaltung bestehendes Elend.

    3. Wie hälst Du es mit nicht-essbaren Tierprodukten? Z.B. Lederjacken oder -schuhe? Horndünger für Deinen Garten? Schafswolle?

    Diese Fragen stelle ich übrigens nur des Verständnisses wegen, nicht weil ich willif bin Deine Entscheidung zu kritisieren.

  3. Andreas Heck
    18. Februar 2012

    Morgen Bodo! Dass es Dir um Verständnis geht, versteht sich. Du bist nicht der Typ, der aus Jux und Dollerei andere Leute kritisiert :-)

    zu 1.: Das mit den Haustieren ist ein Dilemma, da muss man gar nicht darum herum reden. Hätte ich noch keine Haustiere und träfe die Entscheidung, vegan zu leben, würde ich mir dann keine mehr anschaffen. Denn wie wenig „artgerecht“ und gesund es für uns Menschen ist, uns hauptsächlich von tierischem Eiweiß zu ernähren, ist es angeraten, Fleischfresser wie Hunde oder Katzen mit Pflanzen zu füttern. Bei Haustieren geht das deutlich auf die Gesundheit! Also füttern wir unsere Tiere (inzwischen) artgerecht, soll heißen mit Frischfleisch vom Metzger unseres Vertrauens, wo ich sicher sein kann, dass das Rindfleisch aus der Region und nicht aus Massentierhaltung kommt. (Tierfutter der Industrie sollte man aus moralischen Gründen und aus Gründen der Gesundheit des eigenen geliebten Vierbeiners meiden, das enthält in der Regel nur 5% minderwertiges (Abfall-)Fleisch aus Massentierzucht, der Rest sind pflanzliche Füllstoffe und Müll. Geiz ist eben – auch hier – nicht geil. Im Schnitt kosten 100 g Hundefutter der Industrie zwischen 20 und 60 Cent. 100 g Rinderwade aus regionaler Zucht vom Metzger kosten mich ca. 90 Cent. Der Hundebesitzer mit dem günstigen Industrie-Dosenfutter bezahlt aber die paar gesparten Cent dann später 100fach beim Tierarzt.)

    zu 2.: Diese philosophisch höchst interessante Frage stellt sich nicht. Würden wir nicht essen, wie wir essen, gäbe es viele der Tiere nicht. (Ein West-Mensch verzehrt während seines Lebens statistisch ca. 20.000 Tiere aus Land, Luft und Wasser.) Denn die sind – wenn sie nicht an sich natürlich sind wie die Fische und Meeres“früchte“ – schlicht in den letzten 50-80 Jahren als Neu-Rassen auf Produktivität und Krankheitsresistenz getrimmt gezüchtet worden, die gäbe es ohnehin nicht. Das gilt für Schweine, für Rinder (Milchkühe) und vor allem für das Geflügel. Den Unterschied kann sich ein jeder auf Gut Hermannsdorf (http://www.herrmannsdorfer.de/) ansehen.
    Aber selbst wenn die Tiere zur Welt kämen, dann wäre ihr Leben nicht „besser“ als ihre Nicht-Existenz, denn 98% (in den USA 99%) des Fleisches, das verzehrt wird, stammt aus Massentierzucht! Und das Leben dort ist Horror, eine Qual, ist Folter, wird gefristet als „unwertes Leben“. Und auch wenn das hart klingt: Viele Probleme der Menschheit – Hunger in Afrika und Südamerika, Umweltverschmutzung, Wasserknappheit – ließen sich vermeiden, wenn es diese Masse an Tieren nicht gäbe. Um es hart zu sagen: Menschen sterben, weil diese Tiere leidvoll nur deshalb leben, um gefressen zu werden. Das ist paradox! Während wir Milliarden ausgeben, um Krankheiten zu behandeln, die aus Überfettung und falscher Ernährung resultieren, sterben andernorts Menschen an Hunger, weil deren Nahrung an unsere Fleischlieferanten verfüttert werden.

    zu 3.: Ich werde in Zukunft natürlich darauf achtgeben, ob Produkte die ich kaufe, von Tieren stammen. Da heutzutage nach „Geiz ist geil“ ohnehin alles nur noch Billig- ist, gibt es ja nicht mehr viel echtes Leder oder echte Wolle in der Bekleidung ;-) Das versteht sich aber an sich und hat mit vegan nichts zu tun. Auch der Käufer eines Baumwoll-Shirts sollte sich Gedanken machen, ob andere Menschen leiden, weil man selbst dabei ein paar Cent spart.

    • Bodo
      20. Februar 2012

      Also Wolle ist auch ein Problem? Sogar Baumwolle?

      • Andreas Heck
        21. Februar 2012

        Baumwolle nur dann, wenn sie von Kindern in Zwangsarbeit (Usbekistan) gepflückt wird. Wolle (von Schafen etc.) ist industriell hergestellt natürlich auch ein Problem, weil auch die massenhafte Gewinnung von Wolle zu Leid bei Tieren führt. Wenn der Yak-Bauer in Tibet das Fell seiner Tiere zu einem Mantel verarbeitet, ist das eine andere Geschichte.

        • Bodo
          21. Februar 2012

          Das ist ja ganz schön viel Selbsteinschränkung.

          Zudem muss man sich über alles informieren. Ich glaube, der alte Ich-lebe-mein-Leben Andreas hat’s einfacher gehabt als der Ich-mache-mir-über-Alles-Gedanken Andreas ;-)

          • Andreas Heck
            22. Februar 2012

            Natürlich hat es der alte Ich-lebe-mein-Leben-Andreas weitaus einfacher gehabt. Aber als Kehrseite nur deshalb, weil er keine Verantwortung übernehmen wollte. Wenn man Verantwortung übernehmen/Erwachsen werden will, muss man sich eben Gedanken über vielerlei machen :-)

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